Fragen für die Studie zur AACR-Einführung
2001-12-28 / 2002-12-03
Der Standardisierungsausschuss hat auf seiner Sitzung am 6. Dezember
2001 den Tagesordnungspunkt "Einführung anglo-amerikanischer Regeln
und Formate?" diskutiert und dazu folgenden Beschluss gefasst:
"Der Standardisierungsausschuss strebt grundsätzlich
einen Umstieg von den deutschen auf internationale Regelwerke und Formate
(AACR und MARC) an. Dazu sind in einer Studie die Rahmenbedingungen, Konsequenzen
und der Zeitablauf insbesondere unter betriebswirtschaftlichen Aspekten zu
erarbeiten. Die Weiterentwicklung der RAK sollte in diesem Zusammenhang nur
noch unter unabdingbar notwendigen und internationalen Entwicklungen nicht
zuwiderlaufenden Modifikationen verfolgt und spätestens zum Jahresende
2003 eingestellt werden."
In einer Sitzung am 27.11.2002 wurde dieser inzwischen so genannte "Nikolausbeschluss"
modifiziert, wobei man den dazu eingegangenen Anträgen des GBV und des
BVB folgte. Statt des letzten Satzes heißt es nun:
"Die Weiterentwicklung der RAK soll unverzüglich
wieder aufgenommen und bis zum Abschluss der Studie in Angleichung an internationale
Regelwerke fortgesetzt werden. Die dabei erzielten Ergebnisse sind bei der
endgültigen Entscheidung über das weitere Vorgehen zu berücksichtigen."
Die Arbeit an der geplanten Studie hat im Nov. 2002 begonnen. Wichtig ist,
einen Überblick der anstehenden Probleme zu gewinnen. Dazu soll diese
Unterlage beitragen.
Aus Diskussionen und Äußerungen der Zeit nach dem "Nikolausbeschluss"
wurden die nachfolgenden Fragen und Hinweise herausdestilliert und grob sortiert
zusammengestellt. Dank geht an Herrn Dr. Geißelmann, der eine längere
Liste beisteuerte.
Zunächst aber eine knappe Auflistung der wichtigsten Fragen, für
den eiligen Leser, angeordnet nach vier Aspekten. Anschliessend eine längere
Liste von einzelnen Fragen, die diskutiert werden müssen - in der Studie
oder anderswo.
Die Problematik des Übergangs hat
vier Dimensionen (mindestens)
Wobei davon auszugehen ist, dass Format und Regelwerk
nicht beide und nicht gleichzeitig umgestellt werden müssen: Man könnte
MARC21 einführen (d.h. MAB2 abschaffen) und trotzdem bei RAK bleiben.
Lokale Systeme könnten sogar bei MAB bleiben, wenn sie die notwendigen
Schnittstellen (Konverter) haben. Dies muss klar und deutlich gesagt werden,
weil es in dieser Frage unterschiedliche Meinungen gegeben hat.
1. Politische Dimension
- Weichenstellung für fernere
Zukunft
Soll Deutschland für alle Zeit
eigene Normen setzen und befolgen?
- Bild deutscher Bibliotheken
im Ausland
Werden wir als Außenseiter betrachtet?
Wenn ja, schadet uns das?
- Mitsprache bei Weiterentwicklung
(JSC, MARBI, IFLA)
Wenn Internationalisierung, dann aktiv
und nicht nur als Mitläufer? Haben wir dafür das Personal?
- Abwägung: Einheitlichkeit
im Innern <-> Kompatibilität mit dem Ausland
Verbundüberschreitende Zugriffe
zuerst, dann grenzüberschreitende!
2. Ökonomische und organisatorische
Dimension
- Verhältnis von Aufwand
und Effekt
Wie hoch ist der zu erwartende Gewinn,
was sind die Kosten? Wobei sich beides auf unterschiedliche Zeiträume
verteilt!
- Nutzung ausländischer
Daten
Geschieht de facto schon seit langem.
Wieviel kann zusätzlich erreicht werden?
- Verbreitung und Nutzung
deutscher Daten im Ausland
Werden sie bisher nicht oder zu wenig
genutzt? Wartet die Welt darauf?
- Ausbildung, Umschulung
Bundesweit koordinieren, verbundspezifisch
differenzieren.
- Übersetzungen
Neben dem Regelwerk auch die LC Rule
Interpretations notwendig. (Achtung: die bei Saur 2002 erschienene Übersetzung
ist noch kein anwendbares Regelwerk!)
- Anpassungen
AACR2 enthalten viele Optionen. Welche
sind zu wählen? Darauf müssten sich die Verbünde einigen.
- Umstellung des laufenden
Betriebs
In jedem Verbund, in jedem System eigene
Probleme
- Datenkonvertierung: Altlasten-Bewältigung
Wieviele Daten kann man programmtechnisch
aufbessern, und wie?
3. Qualitative Dimension
- Grenzüberschreitende Katalogzugriffe
Wie stark verbessern sich diese, wie
groß ist der Bedarf?
Was für Zugriffsarten werden am
meisten gebraucht? (Stichwort, Namen, Schlagwort?)
- Stellenwert der Katalogdaten
im Gesamtgefüge
Verbessern internationale Normen auch
weitere Funktionen?
- Andere Ansätze aussichtsreicher?
z.B. Verknüpfte Normdaten, Anreicherung
der Katalogdaten, Verbesserte Sachzugänge
4. Psychologische Dimension
- Konsens auf allen Ebenen
Nicht nur das Ob, auch das Wie muss
einheitlich gewollt und einvernehmlich gelöst werden!
- Überzeugungs- und
Motivierungsarbeit
Starkes individuelles Engagement sehr
vieler Personen ist Voraussetzung für einen Erfolg.
Die konkreten Einzelfragen sind nach einigen Oberbegriffen gegliedert.
Grundsätze
Wenn ein anderes Regelwerk eingeführt wird, muß man sich u.a.
über dessen theoretisch-logische
Grundsätze im Klaren sein. In einer Zeit der Umbrüche, wie wir
sie erleben, muss man die Grundsätze womöglich neu bewerten, ergänzen
oder modifizieren.
Die AACR und die RAK fußen beide auf dem "Statement of Principles" der
IFLA-Konferenz von Paris 1961 und auf die ISBD-Normen, die ihren Ausgang von
einer Internationalen Konferenz in Kopenhagen 1969 nahmen. Insofern sollte
man nicht mit einem scharfen Bruch zu rechnen haben, doch die Diskrepanzen
sind größer als man meinen könnte (s. Rez. d. AACR2 in ZfBB
27(1980)5, S.413-17). Andererseits wurden diese Fundamente vor etlichen
Jahrzehnten gelegt, lange vor der Heraufkunft des Online-Zugriffs und der
weltweiten Vernetzung. Daher ist ein Nachdenken über die Grundsätze
überfällig und ihre Überarbeitung dringlich. Für RAK wurde
solches bislang gleichwohl nicht geleistet, für die AACR ist eine Darstellung
der Grundsätze vor kurzem in einem ersten Entwurf erschienen,
nachdem eine Tagung zur
Zukunft der AACR (1997) diese Aufgabe formuliert hatte. Eine deutsche Übersetzung
dieses wichtigen Entwurfs liegt bereits vor. Es ist evtl. noch früh
genug, an dessen Diskussion aktiv teilzunehmen. Der Entwurf soll in eine
neue, allgemeinverständliche Einführung zu den AACR münden.
Eine solche Einführung ist lange schon auch ein Desiderat für die
RAK, wenngleich die RAK mit dem Kapitel 1 eine strukturierte Einführung
in die Begrifflichkeit bieten. Die AACR haben dagegen nur ein alphabetisches,
noch dazu unvollständiges Glossar.
Von der IFLA wurde fast 40 Jahre nach Paris, ohne gezielten Bezug auf existierende
Regelwerke und Formate, ein neuer Entwurf herausgebracht, Functional Requirements
of Bibliographic Records" (FRBR), der auch in Metadaten-Kreisen viel
diskutiert wird, und auf den sich das genannte Grundsatzpapier ausdrücklich
bezieht. RAK und AACR mit ihren hergebrachten Datenmodellen entsprechen
bisher keinesweigs voll dem IFLA-Modell. Das jedoch ist wohl mehr eine Frage
der Anwendungspraxis als der wahren Möglichkeiten der Regeln und Formate!
RAK-Daten, so ist zu konstatieren, kommen dem Modell ein gutes Stück
näher, insbesondere in den Grundbegriffen und in der Abbildung "hierarchischer
Strukturen" . AACR ermöglichen solche Strukturen ebenfalls,
sie werden aber nicht praktiziert.
Im Jahre 2003 beginnt die IFLA in Frankfurt mit einer Serie von Konferenzen
zur Verbesserung der internationalen bibliographischen Kontrolle. Dies ist
eine Chance, Erfahrungen aus unserer Regelwerksarbeit einzubringen und evtl.
sogar der AACR-Welt Denkanstöße zu geben.
Nutzerstudie / Bedarfsstudie
Sollte nicht auf jeden Fall
mehr Klarheit geschaffen werden, was Nutzer in Deutschland wirklich brauchen?
Wo liegen die größten Defizite der Kataloge, wie sie jetzt sind?
Kann AACR-Einführung abhelfen - oder sind ganz andere Maßnahmen
dringender, wie etwa
- Ausweitung der sachlichen
Zugriffsmöglichkeiten (siehe Experimente wie Milos, Osiris)
- Tiefenerschließung
(z.B. Erfassung von Inhaltsverzeichnissen)
- Verbesserung der verbundübergreifenden
Suche (ist KVK eine gute Dauerlösung?)
- Würde beim Katalogisieren
OCLC-Zugriff deutlich viel mehr bringen als ein verbesserter verbundübergreifender
Zugriff?
Ziele der Migration
"Internationalität"
und "Heraus aus der Isolation" sind zunächst einmal nicht viel mehr als
Schlagworte. Dies allein reicht nicht zur Begründung eines Umstiegs der
anvisierten Dimension und Tragweite.
- Die Ziele der Umstellung müssen konkret und für jeden Beteiligten
oder Betroffenen plausibel formuliert und als und als Vorteile und
Verbesserungen begreiflich gemacht werden; kurz: es muß ein hohes Maß
an Akzeptanz erreicht werden. (Siehe dazu insbes. die letzte Frage)
- Der zeitliche Rahmen und der personelle / finanzielle
Umstellungsaufwand müssen für die Unterhaltsträger überschaubar
dargestellt werden.
- Aktive Beteiligung einer repräsentativen Auswahl von Bibliotheken
an der Planung und Vorbereitung ist anzustreben, selbstverständlich auch
der Öffentlichen. Wenn sich wesentliche Bereiche verweigern oder gleichgültig
verhalten würden, wäre hinterher die jetzige Vielfalt noch immer
nicht überwunden, die ja eines der Motive für den Umstieg ist.
An eine einheitliche Katalogbasis wäre wohl endgültig nicht mehr
zu denken.
- Nutzerkatalog : Was können Nutzer von einer Internationalisierung
erwarten? Kann man untersuchen, inwieweit sie ausländische OPACs nutzen
und was sie davon haben? Werden unsere OPACs von außen benutzt, gibt
es dazu Erfahrungen?
- Arbeitsaufwand für das Katalogisieren : In welchem Ausmaß
wird sich dieser tatsächlich verringern lassen? Läßt sich
ein Nutzen quantifizieren?
- Position deutscher Bibliotheken in der Welt : Wird diese gestärkt?
Wenn ja, in welcher Weise, was sind die Vorteile und wem kommen sie zugute?
- Position der Bibliothekswissenschaft im int. Vergleich : Was
wird aufgegeben, was wird gewonnen?
Migrationsstrategie
Hier
können vorerst nur wenige Hinweise gegeben werden:
- Normdateien
- Ist es zwingend, gleiche Entitäten wie AACR/NAF bzw. ZDB zu haben?
Die REUSE-Studie
hat immerhin belegt, daß das Problem nicht zu ignorieren ist.
- Multilinguale
Erweiterung ist für LC-NAF schon angedacht, dies ist zu prüfen.
- Können PND und NAF wenigstens zum Teil programmtechnisch vereinigt
werden, oder nur durch Redaktionsarbeit? Es gibt dazu noch unausgeschöpfte
Möglichkeiten!
- Das von einer unabhängigen Gruppe betriebene Übersetzungsprojekt
ist fertiggestellt, bei Saur ist 2002 das Produkt erschienen. Es ist aber
bislang nirgends institutionell eingebunden! Zusätzlich ist eine Prüfung
der Schweizer IDS-Regeln
sinnvoll, denn diese sind bereits auf deutschsprachige Anforderungen hin
durchdacht, während die Übersetzung darauf noch keine Rücksicht
nimmt. Evtl. kann man einige der Schweizerischen Regeln übernehmen, statt
mit eigenen Neuformulierungen zu beginnen. (Allerdings ist darin manches
mit den spezifischen Gegebenheiten des Systems Aleph verquickt, das dort
einheitlich zum Einsatz kommt! Die Beispiele sind sogar im Aleph-MARC-Format
angegeben. Andere Besonderheiten beruhen auf dem Vorgängersystem ETHICS,
das nicht RAK-kompatibel war.) Bei jeder Sonderregel ist zu bedenken,
was sie für die Datenübernahme bedeutet, d.h. welche Prüfungen
übernommener Daten dann jeweils nötig sein werden und ob sie vollautomatisch
ausgeführt werden können. (s.a. Bemerkungen am Ende.) In jedem
Falle notwendig ist eine einheitliche Entscheidung an allen den Stellen,
und es sind viele, wo die AACR2 mehrere Möglichkeiten zur Wahl stellen.
Schon deshalb ist es mit einer Übersetzung der Regeln allein nicht getan.
Wo wird diese notwendige Arbeit angesiedelt?
- Zu prüfen: Welche anderen Dokumente, z.B. "LC Rule interpretations"
müssen vor einer Einführung übersetzt werden? (Darin stecken
oftmals substantielle Ergänzungen, ähnlich wie früher im "Fuchs"
für die Preuß. Instruktionen!) Kann die Software "Cataloger's
Desktop" genutzt werden?
- Die bisher vorliegenden Vereinfachungen aus RAK 2 sollte man hinsichtlich
Eignung als deutsche Spezifizierung des Regelwerks prüfen bzw. untersuchen,
ob unmodifizierte Übernahme der AACR sinnvoller ist.
- Sacherschließung : Von vornherein einbeziehen oder erst
in einer zweiten Phase? Katalogisierung wird in der AACR-Welt als Gesamtvorgang
begriffen, zu dem Schlagwortvergabe und Klassifikation (mit Cutter-Nummer)
gehören. Auch bei uns jedoch sind Sachkataloge nicht meir getrennt, wie
zu Zettelzeiten, sondern integraler Bestandteil der OPACs.
- Ausbildung : Wieviel RAK muß noch gelehrt werden? Wann
und wie mit AACR beginnen, mit welchen Materialien, Software etc.? Künftiger
Stellenwert der Katalogisierungs-Ausbildung eher höher oder geringer
als jetzt?
- Zeitpunkt für den Bruch - ist 2007 angesichts der
genannten Punkte realistisch?
Umstellungsaufwand
- Soll am Anfang eine massive Umstellung der Verbunddatenbanken stehen,
oder soll nur ab einem festen Zeitpunkt die Katalogisierung umgestellt werden?
- Eine Umstellung müßte jeder Verbund für seine Plattform
individuell lösen, doch müßte eine weitgehend einheitliche
logische Datenstruktur herauskommen, die auch dem Austausch zwischen den Verbünden
und der verbundübergreifenden Suche dienen könnte.
- MARC als Internformat wäre wohl nicht zwingend - so wie bisher
MAB nicht überall intern verwendet wurde! Beide sind als Austauschformate
konzipiert, nicht als Internformate. Zu den Unterschieden zwischen
Austausch- und Internformat siehe "Was sind und
was sollen bibliothekarische Datenformate".
Laufender Aufwand für Katalogisierung (nach der
Umstellung)
- Es gibt verschiedene Stufen der AACR-Anwendung hinsichtlich Ausführlichkeit.
Welche soll Standard sein? Auch die LC fertigt für einen gewissen Teil
der Erwerbungen nicht mehr den höchsten Standard. Wie ist insgesamt gesehen
das Niveau und die Tendenz, und hätte das eine Auswirkung bei uns?
- Wie verhält sich der Aufwand zu RAK / RAK 2 ?
- Muß angestrebt werden, MARC als Katalogisierungs-Oberfläche
zu haben? Die jetzigen Oberflächen sind sehr verschieden, was die Kommunikation
erschwert und immer neuen Einarbeitungsaufwand erzwingt. (In der MARC-Welt
lernt man einmal im Leben MARC und kann dann überall katalogisieren
- oder ist das zu idealistisch? Kurzfristig wäre es wohl nicht erreichbar,
vielleicht aber in der Tendenz, nach einer Umstellung auf AACR?)
- Für die bibliogr. Beschreibung (sog. "Korpus der Titelaufnahme").
Hinweis dazu: MARC-Daten enthalten die Interpunktion am Ende der Teilfelder
zusätzlich zu den Teilfeldcodes. Ein solches Verfahren ist veraltet,
fehlerträchtig und bei der Erfassung ein zusätzlicher Aufwand gegenüber
aller bisher bei uns üblichen Praxis. (Man will im MARC-Gremium darüber
diskutieren...)
- Für Normdateien : siehe Hinweis oben
- Für Zeitschriften : Die Unterschiede bei den Splits erschweren
die Zusammenführung
- Software : Was muß an den vorhandenen Systemen getan werden?
Es wäre illusorisch, alle derzeit laufenden Systeme durch solche zu ersetzen,
die mit MARC arbeiten.
- Schulung : Spezielles Material muß zusätzlich zur
Übersetzung erarbeitet werden, das auf RAK-Vorkenntnissen aufbaut und
die AACR von daher verständlich macht. Wer leistet die Vorarbeiten und
organisiert die Schulungen? Grundkenntnisse der englischen Terminologie sollten
zur Ausbildung gehören, damit einschlägige Literatur gelesen werden
kann. Ein paar Materialien sind schon vorhanden:
Ein kommentiertes "Glossar der
50 wichtigsten Begriffe" wurde im erwähnten Übersetzungsprojekt
erstellt, es gibt ferner eine MARC-Übersicht
mit englischen und deutschen Begriffen, eine Kurzanleitung
("Spickzettel") zur Datenerfassung mit dem MARC-Format, sowie eine kleine
Sammlung illustrierter Beispiele mit MARC- und MAB-Daten
im Vergleich.
Normdateien
und Verknüpfungen, Transkription
- Verknüpfte Normdateien sinnvoll (Konzept der LC)? Intern bzw.
im OPAC. MARC21 enthält keine Verknüpfungsfelder für Normdaten,
es werden immer nur die Klartexte eingetragen!
- Aufwand für Abgleich NA / PND / GKD (Entitäten nicht identisch!)
- Verfahren eines solchen Abgleichs, Sinn?
- Wie wird mit Hierarchien (mehrteilige Veröffentlichungen) umgegangen?
- Wie wird mit Split-Entries umgegangen?
- Wie weit werden Datenmodelle der "Functional Requirements" berücksichtigt?
- Wie wird mit den unterschiedlichen Umschriften umgegangen? Besonders
Kyrillisch wäre doch ein nennenswerter Anteil, und die Umwandlung läßt
sich nicht automatisch machen (die AACR-Umschrift ist nicht reversibel)! Die
LC-Tabellen
sind online, es gibt auch eine Vergleichstabelle.
- Was geschieht mit Codierungen der Originalschriften (Arabisch, kyrillisch,
CJK) bei der Übernahme von MARC-Daten? Solche Daten haben wir bisher
nicht erfaßt.
Sacherschließung
Sacherschließung gehört an sich nicht zum Thema. Wie schon
bemerkt (unter "Strategie"), ist aber in der AACR-Welt die Katalogisierung
eine Gesamtheit. Aber auch bei uns gibt es aus Nutzersicht keine Trennung
der Katalogformen mehr. Einige Fragen sollte man deswegen dazu wohl diskutieren:
- Ist es bei uns ein grundsätzlich größeres Problem,
formale und sachliche Einträge zur Übereinstimmung zu bringen?
- SWD -- LCSH : Abgleich nur intellektuell möglich. Wie passen
beide überhaupt zusammen?
- DDC / RVK / ASB : auch für die Klassifikationen sind intellektuelle
Eingriffe nötig, vollautomatische Konkordanz nicht realistisch.
- DDC-Anwendung : Ein Konzept wird gebraucht: wer macht was und wo. Ein
Problem ist auch die freizügige Nutzbarkeit der DDC.
- Wie wird in MARC mit anderen Klassifikationen umgegangen?
- Änderung des Datenmodells Formalerschließung / Sacherschließung
Wie
wird mit MARC verfahren? Soll MAB abgeschafft werden?
- MARC muß exportiert und importiert werden können. Verwendung
als Internformat kann nicht vorgeschrieben werden, weil unrealistisch. Auch
US-Systeme haben intern nicht alle MARC.
- Vorhandene Daten durch (konvertierte) MARC-Sätze ersetzen
oder durch deren Ansetzungsdaten (Namen, Titel etc.) ergänzen?
- Hierarchiedaten müssen in MARC abgebildet werden, damit es zum
internen Datenaustausch in Deutschland verwendet werden kann. Das ist machbar,
wie die REUSE-Studie
gezeigt hat und wie es auch in der Schweiz praktiziert wird. AACR-Kap. 13ermöglicht
alles, was wir brauchen - nur werden Hierarchien in der anglo-amerikanischen
Praxis nirgends gemacht, insbes. nicht bei der LC.
- Andere Probleme:
- Nichtsortierzeichen
(in MARC bisher nicht vorhanden, wird jedoch diskutiert);
- Sortierzählungen
für Serienstücke (hat MARC gleichfalls bisher nicht);
- Interpunktion zwischen Unterfeldern von MARC (antiquierte Methodik)
- MARC21 hat keine Felder für Normdaten-Verknüpfungen, aber
auch keine für Verweisungsformen. Es wird nur mit sog. "textual links"
gearbeitet. Erweiterung nötig, wenn Normsatz-Nummern übermittelt
werden sollen.
- Wieviele MAB-Bezieher gibt es? Können/wollen diese alle auf MARC
umsteigen? Wie lange muß man MAB weiter exportieren können?
- Normdateien? (Sind verknüpfte Normdateien effektiv in Systeme
einbindbar, insbes. OPAC?)
- Split-entries zu vermeiden?
- SWD : in MARC handhabbar, insbes. SW-Ketten?
- Andere Klassifikationen
- Lokaldaten: von der Migration unberührt? Verknüpfungen mit
Titeldaten müssen erhalten bleiben, was bei Split-Entries und Dubletten-Zusammenführung
problematisch sein kann.
Einsparungsmöglicheiten
Nutzung von AACR-Daten
- Welcher Korrekturaufwand entsteht derzeit?
- Was wird bisher de facto bereits gemacht, manuell und per Programm?
- Welche Reduktion ist durch Umstellung zusätzlich erreichbar?
- Quantitäten: Wieviel ist bisher ohne sonderliche Modifikation
übernommen worden, welche Steigerung ist zu erwarten? (statistische
Auswertung: wieviele LC-Daten sind vorh., plus Stichproben: wieviele wurden
modifiziert).
- Wie sieht es insbes. mit der Aktualität von MARC-Daten aus? (Bekannt
ist die Praxis in US-Bibliotheken, Bücher so lange "altern" zu lassen,
bis jemand Daten geliefert hat.)
Andererseits: Wie homogen sind RAK-Daten überhaupt? Es gab/gibt
nicht nur ein RAK! Wieviele Verbunddaten sind konvertierte Vor-RAK-Altdaten
bzw. abgeschriebene Zettel- und Bandkataloge ohne Autopsie? Wieviele sind
schon unveränderte MARC-Daten (etwa durch Studenten einfach angehängt
in Retro-Projekten)?
- Wie und in welchem Umfang kann Datenübernahme zwischen den Verbünden
u.a. Integration von Daten (ZDB, Musikalien ?) verbessert werden? Wo kann
man die Uneinheitlichkeit zwischen den Verbünden weiter verringern?
- Organisation der Voraussetzungen des Copy cataloging: insbes. Nutzung
von OCLC, Kosten dieser Nutzung vs. Haltung von LC-Daten als Fremddaten im
eigenen System (wie im GBV)
- Vereinheitlichung ZDB / ISSN-System, insbes. Angleichung der Splits.
Sollten nicht CONSER und ZDB sich beide auf das ISDS zu bewegen und sich
sozusagen in der Mitte treffen? Zumindest Verwendung international gültiger
Normnummern (ISADN) ist anzustreben - vielleicht sogar völlig ausreichend?
OPAC
- Gibt es Unterschiede in AACR / RAK, die Modifikationen vorhandener
OPAC-Software erzwingen?
- Sind AACR immer noch mehr auf Zettel orientiert als RAK? Besonders
im Beschreibungsteil (s.o.) ist das eindeutig der Fall. Hat das Konsequenzen?
Amerikanische Software - wo liegen Hindernisse?
- Welche Systeme kommen wirklich in Betracht? (Die Library of Congress
bietet eine Übersicht
der Anbieter von MARC-kompatiblen Systemen.)
- Welche Vorgaben kann man formulieren und den Herstellern frühzeitig
an die Hand geben?
Regelwerkspflege
- Personelles Problem! Kontinuität ist notwendig, d.h. hauptamtliche
Betreuung. Welche Rahmenbedingungen müssen dafür geschaffen werden?
- Vermutlich kein geringerer Aufwand im Vergleich zu RAK. Mit einmaliger
Übersetzung ist es nicht getan.
- AACR befinden sich momentan in Überarbeitung. Sorgfältige
Beobachtung und Kontakte nötig!
- Beteiligung: wird es möglich sein, an der Weiterentwicklung mitzuwirken?
Oder sollte man sich nur passiv (rezipierend) verhalten?
Verbesserungen in RAK / MAB möglich?
für den Fall, daß die Umstellung auf AACR sich als undurchführbar,
nicht durchsetzbar oder unklug erweist:
- Kann man die Vereinfachungen durch RAK 2 quantifizieren: wieviel bringt's?
- Darüber hinaus "flachere" Datenstruktur in MAB? (GBV hat bereits
auf nur noch eine Hierarchiestufe reduziert!)
- Vereinheitlichung der Datenstruktur der Verbünde zwecks Verbesserung
des Austauschs und der übergreifenden Abfrage
Letzte Frage
Wäre nicht ein bedingungsloser, vollständiger Nachvollzug die einzige
wirklich duchgreifend und umfassend Aufwand sparende Lösung im Vergleich
zur RAK-Weiterführung?
Denn:
- Jede aktive Beteiligung von unserer Seite wie auch deutsche Sonderregeln
oder zusätzliche Spezifikationen kosten qualifiziertes personelles Engagement.
Mitreden kann man in den einschlägigen Gremien nur mit fundierten Kenntnissen
der Regeln, des Formats und der (Fach-)Sprache... Wie groß ist
der Kreis der dafür einsetzbaren deutschen Experten, ? Muß, kann
oder sollte man ihn vergrößern - und wie? Wird dann der personelle
Aufwand geringer (billiger) sein können als bisher?
- Eine Übernahme mit Sonderregeln hätte zur Folge, daß
jeder Datensatz angeschaut werden muß, ob nicht eine Sonderregel anzuwenden
ist. Es sei denn, die Sonderregeln werden an bestimmte, programmtechnisch
feststellbare Bedingungen geknüpft. Das scheint aber z.B. bei Körperschafts-Ansetzungen
wenig realistisch, wie die REUSE-Studie
gezeigt hat. Bei potentiellen Austauschpartnern wären deutsche Sonderregeln
ein Ärgernis, das ist auch klar.
Nur so könnte wirklich das Tagesgeschäft weitgehend Hilfskräften
überlassen werden (wie es in den USA geschieht), und mit noch vorhandener
ausgebildeter Fachkapazität könnte man konzertiert und konzentriert
an den Normdateien arbeiten. Immer mehr könnten dann Nutzer, ohne es
wirklich zu merken, beim Sucheinstieg über die verlinkten Normdaten an
die richtigen Stellen geführt werden, ohne daß die Bücher
jeweils "angefaßt" und mit deutschen Normdaten verknüpft werden
mußten.
Allerdings wäre dann die Diskrepanz zwischen Alt- und Neudaten größer
als bei "moderaten" Lösungen mit Sonderregeln, und das wäre durchaus
ein längerfristiges Problem.
Sollte das Fernziel tatsächlich so aussehen, muß man sich über
die Abhängigkeit klar sein, die damit verbunden wäre.
B. Eversberg, UB Braunschweig
2002-08-28 / 2002-12-03